Creating the concept "Atelierbesuche" for Interview Magazine Online, was about identifying and celebrating new fashion concept and innovation in Berlin' s fashion scene. In an ongoing series I visited and interviewed Designers in their Studios.
Im Wohnatelier in Berlin-Neukölln ist trotz morgendlicher Stunde schon Einiges los. In mindestens drei Sprachen wird hier diskutiert und konzipiert. Aus den hinteren Räumen des Studios dringt durch dieGeräuschkulisse von Schnitttischen und Nähmaschinen Klaviermusik.
Die Stimmung ist gut.

INTERVIEW: Wie „spielt“ man Modeentwurf nach den Surrealisten
der 20er? Damit fing bei euch ja alles an.
ODÉLY TEBOUL: Genau. Es fing mit Cadavre Exquis an.
Das ist ein Spiel, bei dem einer anfängt zu zeichnen und der andere die
Zeichnung fortsetzt, ohne zu wissen, was vorher gezeichnet wurde, so
dass wir surrealistisch anmutende Figuren entwickelten. Die gefielen
uns, also haben wir eine Kollektion daraus entwickelt. Da waren wir uns
gleich einig. Es gab keinerlei Diskussionen.
INTERVIEW: Schwarz ist dann zu eurem Markenzeichen geworden.
ANNELIE AUGUSTIN: Anfangs war es bloß eine Interpretation des
Wortes Cadavre. Da lag Schwarz natürlich nahe. Odély hat zu der Zeit
noch farbenfroher gearbeitet. Im Gegensatz zu mir. Ich mochte es schon
immer eher schlicht. Letztendlich ist Schwarz ein guter Kompromiss für
uns beide. Wir sind ja doch sehr unterschiedlich, auf Schwarz können
wir uns aber einigen. Mittlerweile lieben wir die Farbe, alleine schon
weil man so ins Detail gehen kann.
INTERVIEW: Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
ANNELIE AUGUSTIN: Wir haben uns 2003 während des Studiums in
Paris kennengelernt. Zu der Zeit waren wir aber nicht besonders eng.
Wir haben uns dann zufällig einige Jahre später wieder getroffen.
Das war 2009. Am Anfang hatten wir nicht vor, ein Label zu gründen.
Es war bloß ein Spaßprojekt.
INTERVIEW: Ihr hattet also erst keine großen Ambitionen?
TEBOUL: Wir waren beide gerade auf der Suche nach einem Job und
ich war in London für ein Bewerbungsgespräch. Annelie lebte zu
der Zeit dort und wir haben uns einfach gut verstanden. Wir waren
genau auf einer Wellenlänge.
INTERVIEW: Also fing alles in Paris an.
AUGUSTIN: Zu der Zeit lebte Odély in Paris und ich packte meine
Sachen und zog zu ihr - in eine Wohnung, die etwa 33m! groß war.
INTERVIEW: Was hat euch nach Berlin geführt?
TEBOUL: Das haben wir ganz spontan entschieden. Annelie wollte
gerne hier herziehen und ich hatte keine Argumente dagegen. Unsere
Agentur und unser Showroom sind aber immer noch in Paris.
Ganz konnten wir die Stadt nicht verlassen. Alleine schon weil sie für
die Mode so wichtig ist.
INTERVIEW: Gibt es eigentlich einen Berliner Stil?
AUGUSTIN: Bei den Menschen, die hier leben, vielleicht, aber die
Designer sind sich alle nicht besonders ähnlich.
TEBOUL: Vintagemode und Printmuster sieht man hier oft.
Die Menschen in Berlin experimentieren gerne. Das mag ich.
INTERVIEW: Inspiriert euch die Stadt?
AUGUSTIN: Sicherlich. Es gibt ein generelles Lebensgefühl, das
sich dann in Kreativität übersetzt. Aber grundsätzlich wird man doch
überall und immer inspiriert.
INTERVIEW: Eure Kollektionen sind ausgereift und das wird auch
international so gesehen. Letztes Jahr habt ihr durch einen wichtigen
Preis dann auch die Anerkennung dafür erhalten.
TEBOUL: Genau. Uns wurde der „Dorchester Collection Fashion Prize“
verliehen. Das war wirklich unglaublich. Es war eine große Ehre.
Es sind genau diese Dinge, die dich bewegen weiterzumachen.
-Interview ODESSA LEGEMAH
An der Schlesischen Straße in einem dritten Hinterhof, ein kleiner Aufzug führt hinauf in einen hohen Raum mit weiß getünchten Wänden. Oben im fünften Stock schauen wir auf das abendliche Berlin. Von der hohen Decke ragt eine überdimensionale Blumeninstallation über Skulpturen, Kunst und der fein nebeneinander gereihten Kollektion des Designerduos
Moga E Mago. Die Kollektion scheint wie das übrige Interieur
einer magischen Bildwelt

INTERVIEW: Was genau bedeutet Moga undwas das Mago?
ELISA: Der Name Moga ist mir während einer Ausstellung zugefallen.
Ich war fasziniertvon den japanischen modan gaaru, kurz Moga der 20er.
INTERVIEW: In den 20er Jahren ist vieles passiert, was die Mode noch
heute stark beeinflusst.
TOBIAS: Ja, in den 20er Jahren haben die Frauen revolutioniert. In
Amerika gab es beispielsweise die Flappers, in Deutschland die Neuen
Frauen und in Frankreich die Garconnes. Die Mogas waren unter dem
japanischen Regime die Frauen die sich widersetzt haben. Sie nahmen
westliche Gewohnheiten an, schnitten ihre Kimonos und Haare kurz, sie
sind arbeiten gegangen um ihr Geld ausgegeben und ihr Leben zu
genießen. Und das Wort Moga ist italienisch und bedeutet Zauberer.
INTERVIEW: Woher nehmt ihr eure Inspiration?
TOBIAS: Meistens sind es Erlebnisse, es geht eigentlich um
vergängliche Momente.
ELISA: Kurze aber sehr prägnant Momente die wir einfach länger
ziehen. Die Inspiration der letzten Spring Summer Kollektion waren
fliegende Federfische. Das sind kurze Erscheinung, eine Art Überdosis.
TOBIAS Es sind andere Realitäten, in die man soweit hineinschauen
kann, dass man die Moleküle in der Luft sieht.
INTERVIEW:Das klingt psychedelisch!
ELISA: Ich mag es in Mikrokosmen einzutauchen und diese sichtbar zu machen. Es sind Zwischenwelten die wir in unseren Kollektionen
beschreiben.
INTERVIEW:Wie habt ihr euch kennen gelernt?
TOBIAS Wir haben uns in Rom kennen gelernt, Elisa und ich haben dort
studiert.
INTERVIEW Elisa Du hast Modedesign studiert und du Tobias?
TOBIAS Ich habe an der Kunstakademie Dekoration studiert und über
die Dekorationsgeschichte zur Mode gefunden. Elisa und ich hatten uns
schon damals darüber unterhalten, dass wir gerne gemeinsam arbeiten
möchten. Es sind einige Jahre vergangen und wir haben uns aus den
Augen verloren. Eines Tages war ich bei einem langweiligen
Firmenessen in Berlin und ich dachte: „O Gott, das muss aufhören,
ich muss hier raus.“ und da läuft zufällig Elisa vorbei. Es war einfach
der richtige Moment.
INTERVIEW: Eure Entwürfe haben eine geheimnisvoll düstere Ästhetik
und zeigen sich beeinflusst von unterschiedlichen Strömungen. Bedient
ihr euch aus Anleihen der Fetisch Mode? Es präsentiert zumindest einen
gewissen Vibe der Szene.
ELISA Ich glaube, dass mittlerweile die Grenzen zwischen Fetisch und
Mode sehr undeutlich geworden sind. Es geht vieles in einander über
und vermischt sich, was ich mag. Wir kommen nicht aus der Fetischwelt,
vielleicht spielen wir damit, aber das Leder und die Nietenwerden bei
uns anders eingesetzt.
TOBIAS Wir entwerfen Mode, die auf eine bestimmte Art und Weise
hergestellt ist, so dass sie einen gewissen Schutz bieten. Unsere
Kollektionen hat ehr etwas von einer Rüstung.
INTERVIEW Spielt die Klubkultur als Inspiration eine Rolle?
ELISA Nachtszene und Klubkultur, ja bestimmt, aber nur zu einem
kleinen Teil.
TOBIAS Berliner Mode und Nachtleben sind sehr demokratisch.
Man kann ohne Probleme mit Pyjama ins Berghain gehen. Versuch das
mal in London, das würde nicht funktionieren.
INTERVIEW Eure Kollektionen werden exklusiv im Apartment und
xxx Store präsentiert. Bedient Moga E Mago so etwas wie einen
hochpreisigen Nischenmarkt?

TOBIAS Der hochpreisige Nischenmarkt ist nicht der gelackte
Luxusmarkt, der auf der anderen Seite aber auch wieder nur
massenproduzierte Mode herstellen. Mit unserer Kollektion können
und wollen wir dies auch nicht.
ELISA Moga E Mago hat ein individuelleres Konzept. Es richtet sich an e
inen Kunden der eher bewusst sucht. Kunden von Louis Vuitton oder
Chanel verstecken sich gerne hinter dem Label, hinter dem Image.
INTERVIEW Wo wird eure Kollektion hergestellt?
TOBIAS Alles in unserem Berliner Atelier.Und alles per Hand.
ELISA Und eigentlich nur auf Bestellung.
INTERVIEW Rebellion und Magie, ist es das was euch treibt?
ELISA Moga E Mago vereint Rebellion, Freiheit und Magie im
Verhältnis wie Yin und Yang .
TOBIAS Genau, und während sich die Mogas in den 20ern an der
westliche Welt inspirierten, was für sie natürlich etwas völlig
Unbegreifliches war, inspirieren wir uns aus einer anderen Welt, und
das ist die Magie.

-Interview ODESSA LEGEMAH
Fetisch kombiniert mit Pret a Porter ist schon längst kein Widerspruch mehr. Seit Louis Vuitton in der FW 11/12 streng Uniformierte in Strapsen und Zofen in Leder und nackter
Brust auf den Laufsteg brachte, ist dies auch jeder Vorstadtpomeranze klar. Jedoch handelt
es sich bei Schwarzer Reiter um ein Fetisch-Label, das sich an Mode wagt. Dies scheint
nur konsequent, wenn die Radikalisierung der Mode nicht mehr zwischen Streetwear
und Fetisch unterscheiden will. Wir treffen  den Designer Edin DeSosa wie verabredet
in seinem Atelier im Berliner Ortsteil Mitte, Torstrasse Hausnummer 3. Hier finden sich
zwischen Cockringen und Ledergerten, auch unerwartet couturige Kleider aus hochwertigen Leder und Spitze.
INTERVIEW: Edin DeSosa, was ist genau der „Ring der O“?
DE SOSA: Der Ring der O“ ist das Symbol das seinem Gegenüber signalisiert welchen
Part der oder die Trägerin bekleidet. Meistens wird dieser Ring am Halsband oder and den
Handcuffs dezent mit eingearbeitet, er kann jedoch auch an Fingerringen oder Kettenanhängern angebracht sein und somit eher im Hintergrund fungieren.
INTERVIEW Wer sind eure Kunden?
DE SOSA Nun unsere Kunden sind sowohl Männer, Frauen aber auch Paare aus jeder
Gesellschaftsschicht. Beispielsweise habe ich eine Kundin, die unsere letzte Fashionshow
auf unserer Homepage sah und sich daraufhin telefonisch, während sie auf dem Weg nach
Berlin war, die gesamte Kollektion hat reservieren lassen. Jeder Look, wurde später auf
Maß für sie gefertigt. Auf meine Frage warum sie denn gleich alle Kleider haben wolle
antwortete Sie, dass Sie bereits viel Aktuelles von namhaften Designern besäße wie z. B.
Gucci, Louis Vuitton und Co. Sie nun auf der Suche nach besonderen und einzigartigen
Looks wäre, die so nicht jede in ihrem Kleiderschrank hat. Sie es selbst sehr gerne mag,
besonders und einzigartig gekleidet zu sein.
INTERVIEW Sind es Kunden die explizit an Fetisch interessiert sind oder auch Modekunden?
DE SOSA Nein und Ja, denn am Ende geht es bei Kleidung darum, sich auszudrücken und
sich gut zu fühlen und was gibt es Schöneres für eine Frau, aber auch für einen Mann,
sich begehrenswert zu fühlen? Fetisch ist ein Wort! Es ist ein Begriff, der eine Leidenschaft
beschreibt. Was für den einen ein Fetisch ist, ist für den anderen eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Die Kunden, die uns besuchen sind grundsätzlich Menschen, die eine Leidenschaft lieben und leben. Um deine Frage zu beantworten, ob Modekunden oder Fetischkunden, würde ich sagen Mode ist Leidenschaft, also ist Mode in manchen Augen auch eine Art Fetisch.
INTERVIEW Wie kam die Zusammenarbeit mit dir und Schwarzer Reiter?
DE SOSA Nun es war eigentlich ein Zufall der mich zu Schwarzer Reiter führte bzw.
Schwarzer Reiter und ich zusammen kamen. Zum damaligen Zeitpunkt war ich recht auffällig in meinem Ausdruck, bedeutet ich habe mich sehr auffällig gekleidet. Sabine Schwarz, die Inhaberin von Schwarzer Reiter, sah mich damals auf der Straße spazieren gehen, ich trug einen schwarzen Trenchcoat einen großen Schlapphut, eine weit geschnittene Bundfaltenhose und war sehr wie ich sagen würde „parisienne“ gekleidet. Das hängt mit meiner Liebe zu dieser Stadt und dem Kleidungsstil zusammen. Ich bin Ihr wohl ins Auge gefallen und sie sprach mich an. Kurz darauf saßen wir in einem kleinen netten Kaffee und haben uns über Gott und die Welt unterhalten. Irgendwann sprachen wir dann auch über die kommende Boudoir (eine Französische Wäschemesse aus Paris), die zum damaligen Zeitpunkt auch in Berlin stattfand. Das Label Schwarzer Reiter wollte sich erstmalig einem internationalen Fachpublikum präsentieren. Um der anspruchsvollen Fachkundschaft gerecht zu werden, war Frau Schwarz noch auf der Suche, nach lifestyligen und trendigen zum Label-Thema passenden Accessoires. Also entwarf ich kurz darauf Handcuffs aus Fuchsfell, sowie Swarovski besetzte Blindfolds. Aus einem Zufall, einem ersten Aufeinandertreffen, wurde eine inzwischen mehrjährige Zusammenarbeit, die noch viel Platz nach oben lässt.

INTERVIEW Was bedeutet für dich Fetisch?
DE SOSA Fetisch ist nicht was man sieht sondern was man fühlt. Es ist Gefühl, Inspiration,
Liebe alles was einen Menschen im tiefsten Inneren bewegt und glücklich macht.
INTERVIEW Wie hast du dich als Designer der Fetischmode angenähert?
DE SOSA Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich so gut wie keine Berührungspunkte mit
dem Thema. Ich habe mich von verschieden Dingen inspirieren lassen, wie z.B. Bourlesquetänzerinnen, oder durch verschiedene Materialien. Wichtig war mir immer, dass ich meinen ganz eigenen Stil einbringe, unbeeinflusst von dem was es bereits gibt. Ich wollte einen eigenen Stil entwickeln.
INTERVIEW Wie kam es zur Entscheidung nach Berlin zukommen?
DE SOSA Nun ja, wie du dir bereits denken kannst, gab es nach meinem Abschluss nur 2
Möglichkeiten, entweder ich gehe nach Paris, oder nach Berlin. Obwohl ich vorher nie in
Berlin gewesen bin habe ich mich intuitiv für Berlin entschieden. Für mich gibt es nichts
aufregenderes, als etwas Neues kennen zu lernen, um den eigenen Horizont zu erweitern
und durch diese Erfahrungen zu wachsen. Da ich Paris bereits kannte und mir immer gesagt habe, sollte Berlin mir nicht gefallen, ich immer noch nach Paris gehen könne. Wollte ich es mir selbst nicht verwehren diese großartige Stadt kennen zu lernen, die ich heute als mein Zuhause bezeichne. Heute bin ich mir sicher, die Entscheidung nach Berlin zu gehen, war goldrichtig. Paris und Berlin waren und sind meine beiden persönlichen Modehauptstädte! Da Berlin damals noch in den Kinderschuhen steckte was die Modeszene anging, reizte es mich natürlich auch ein Teil davon zu sein und einen kleinen Beitrag leisten zu dürfen, Berlin als Modehauptstadt, neben Paris, Mailand und New York zu etablieren. Selbstverständlich habe ich mir die Fashionweek in Berlin angeschaut. Spannend war zu sehen, wie die verschiedenen Designer und Labels,
den Modestil für Berlin unterschiedlichst interpretierten.
INTERVIEW Was war damals dein Eindruck von der Fashionweek und auch der Modeszene
in Berlin?
DE SOSA Mein erster Eindruck? Ich war überrascht. Sicherlich hatte ich mich im
Vorfeld etwas mit den Designern auseinandergesetzt und wusste grob was mich erwartet.
Dennoch war ich überrascht, dass die Mode in Berlin sehr casual war und auch immer noch
ist. Selbst die Schauen waren sehr casual und urban würde ich sagen. Da kommen wir wieder zu meiner Liebe zu Paris, und den Look den ich auch heute für Schwarzer Reiter kreiere, zurück. Mir persönlich fehlte der Couture- Ansatz, die Raffinesse, die es damals noch nicht in diesem Ausmaß gab, wie Sie durchaus hier und dort heute zu finden ist. Mein
Lieblingszitat stammt von Giorgio Armani: „Eleganz bedeutet nicht aufzufallen, sondern
im Gedächtnis zu bleiben“. Dieses Zitat beschreibt gut was ich meine. Vieles wurde
gezeigt, aber weniges blieb im Gedächtnis. Es fiel schwer, später im Nachgang, die unterschiedlichen Designer und Handschriften zu unterscheiden. Es war nicht ganz einfach, die einzelnen Labels ohne Überschrift benennen zu kennen.
INTERVIEW: Ihr habt das erste Mal auf der Fashion Week Berlin präsentiert, wie kam die Kollektion beim Publikum an?
DE SOSA Unsere erste Fashionshow „SEDUCTIVE TIMEOUT“ haben wir ganz
bewusst im Juni 201, also einen Monat vor der Fashionweek im Club Asphalt präsentiert.
Ganz davon abgesehen, dass man uns damals nicht dabei haben wollte, da man uns noch
nicht kannte und wir evtl. zu fetischlastig sein könnten. Nach dieser Show haben wir
eine überwältigende Resonanz bekommen, was dazu führte, dass wir mit der Modemesse
Premium, die Premium & Friends Party organisiert haben und “Vibes 2012“ im Coockies
präsentierten. Im Juli 2013 haben wir dann erstmals im Rahmen der Fashionweek Berlin,
unsere Kollektion „Nachtschwärmer“ im Felix präsentiert. Der Club wurde eigens für die
Präsentation in ein Pariser Kaffee umgestaltet, um den Chic und die Atmosphäre dieser Stadt zu transportieren.
INTERVIEW Hatte Louis Vuittons FW 11/12 Fetisch Kollektion einen Effekt auf die Sichtweise
auf Schwarzer Reiter?
DE SOSA Hm, eine schwierige Frage! Letztlich kann man sagen, dass die Kollektion
einen Effekt gehabt hat, dass dieses Thema nun auch den Weg in die internationale Modeszene gefunden hat. Ich persönlich war überrascht, dass nun auch ein Haus wie Louis
Vuitton sich diesem Thema gewidmet hat und Marc Jakobs dieses Thema mit einer Eleganz
und einem Chic versehen hat, dass dadurch natürlich auch Aufmerksamkeit aufgekommen
ist. Es ist die Frage der Herangehensweise wie dieses Thema umgesetzt wird und mit der
Louis Vuitton( Marc Jacobs) Kollektion wurde nun auch einem internationalen Publikum
gezeigt, dass auch dieses Thema durchaus ästhetisch und luxuriös präsentiert werden kann.
INTERVIEW Wie würdest du selbst die Kollektionen von Schwarzer Reiter beschreiben,
Fetisch oder Mode?
DE SOSA Schwarzer Reiter ist Leidenschaft. Es geht nicht darum sich „nur“ etwas anzuziehen, weil man gekleidet sein will. Die Mode von Schwarzer Reiter ist Leidenschaft, die Lust sich begehrenswert zu fühlen, ein Gefühl von Erhabenheit. Du trägst nicht einfach nur ein Kleidungstück von Schwarzer Reiter, du Fühlst es und der Betrachter begehrt es. Die Mode von Schwarzer Reiter ist ein Gefühl, das jeder für sich selbst findet und es ausleben möchte.

-Interview ODESSA LEGEMAH
Versteckt in einer Seitenstraße in Kreuzberg, auf der Rückseite einer Autowerkstatt, befindet sich ein ruhiger Hinterhof- und das Studio von
Michael Stag, dem vierten und letzten in der Reihe unserer Atelierbesuche zur Berliner Fashion Week.


INTERVIEW: Wie inspirierst du dich?
SONTAG:Die Inspiration ist die Arbeit selbst, beim Arbeiten werde
ich inspiriert. Alsowenn ich an der Form arbeite, dann ist das noch
sehr chaotisch. Es ist immer dieses hin und her springen und wenn ich
wie hier an einer Drapierung arbeite, dann denke ich automatisch aus
welchem Stoff könnte sie sein und- ach ich hatte ja noch so einen Stoff,
von vor zwei Jahren, dann bin ich plötzlich da und krame in meinen
alten Stoffen rum, probiere aus, funktioniert er überhaupt dafür, wie fällt
er, und wenn ja dann muss ich sofort bei dem Stoffhersteller anrufen und
fragen, gibt es ihn überhaupt noch! Der kreative Prozess ist für mich das
Wichtigste in meinem Gestalten, und das ist auch das was mich interessiert.
INTERVIEW: Deine Kleidungsstücke sind minimal und entwickeln am
Körper ihre wunderschönen skulpturalen Formen. Wie designst du deine
Kollektionen?
SONTAG:In der Regel über die Entwicklung der Kleidungsstücke an der
Kleiderbüste. Ich drapiere 50 Prozent der Teile in Nessel. Es geht in erster
Linie um die Form, wie die Form am Körper wirkt. Es steht am Anfang
eine Formstudie, und gleichzeitig mache ich mir auch schon Gedanken
über Materialien und Farben. Und bei den Materialien ist mir immer
wichtig, dass sie sehr angenehm sind, es steht die Trägerin im
Mittelpunkt mit ihren Bedürfnissen. Sie soll sich schön angezogen
fühlen, und es soll auch Besonders sein.
INTERVIEW: Hast du einen besonderen Ausgangspunkt wenn du
deine Kollektionen entwirfst?
SONTAG:Das Gefühl spielt eine ganz große Rolle.  Es gibt schon ein
Konzept, das immer das Gleiche ist. Mein „Mindset“ also, das was ich
mir im Studium und über die Kollektionen erarbeitet habe und was sich
stabilisiert hat. Eine Art Erfahrung die bereits besteht und das mein
kreatives Gerüst bildet. Darum fällt es mir auch immer leichter, der
Intuition zu folgen.
INTERVIEW Das ist spannend, ein System nach dem du gestaltest.
Das heißt du durchläufst einen kreativen Prozess in dem du absehen
kannst was passiert?
SONTAG:Zum einem das, aber zum anderen, ist es ein Art Wertesystem,
wie eine Moral eine Designmoral, die mir einen Rahmen setzt. Bei der
aktuellen Kollektion mit Swarovski war dies auch interessant.
Viele sagten: Du arbeitest mit Swarovski, das passt doch gar nicht.
INTERVIEW Ja ich war auch überrascht und das Ergebnis ist großartig!
SONTAG: Das fand ich auch, es hat gut funktioniert. Ich finde es
spannend etwas zu nehmen, das mit etwas belegt ist, vielleicht mit
Kitsch oder BlingBling, gar nicht unbedingt negativ und es so für mich
so einzubinden, dass es Sinn macht.
INTERVIEW: Insbesondere die Kleidungsstücke in Bewegung waren
außergewöhnlich. Deine Silhouetten sind gelöst und man sieht
den Modellen an, dass sie bereits im Entwurf in der Bewegung konzipiert wurden.
SONTAG: Ja, das ist mir auch sehr wichtig.Das Material, wobei es aber
nicht nur um form follows function geht. Die Kleidung muss zwar
funktionieren, aber trotzdem bin ich ein Gestalter, der ein bestimmtes
ästhetisches Empfinden hat, und dem will ich natürlich auch Ausdruck
verleihen. Meine Aufgabe ist dies zu verbinden, also die Funktion und
meine Vision vom Kleidungsstück.
INTERVIEW: Schaust du dir die internationalen Kollektionen an?
SONTAG:Ich glaube es ist wichtig informiert zu sein und auch Stellung
zu beziehen.
INTERVIEW: Und wie informierst du dich?
SONTAG: Natürlich generell über das Internet, zum Beispiel Style.com.
Ich finde es großartig, aber auch schwierig. Das ist glaube ich für Viele
der Grund, wieso sie das Gefühl haben, den Überblick zu verlieren.
Vielen Menschen fällt es in der Verfügbarkeit von Informationen schwer,
sich zu positionieren.
INTERVIEW:Ich bin absolut überfordert, von den vielen Kollektionen,
die man sieht. Style. com ist auch ein interessantes Stichwort, weil
sie erstmals auch in Berlin waren...
SONTAG:Sie waren zur letzte Saison da und diese leider nicht mehr.
Ich fand es zunächst einmal natürlich schade, aber im Grunde genommen
kann ich es auch verstehen, weil sie hatten in der letzten Saison ja auch
das erste mal Kopenhagen, Tokio abgedeckt und dann ist auch genau das
passiert was du gesagt hast, dass es einfach soviel war und man völlig
überfordert ist.
INTERVIEW: Ja, und zudem hatte es auch etwas nahezu Irritierendes,
wenn Anja Gockel gleich neben Armani aufgelistet wird.
SONTAG:Lustig, oder! Ich kann es verstehen, wenn Style.com sagen
würden, okay wir zeigen nur noch Paris, Mailand, New York und
London, so wie es immer war und ich finde es okay.
Es gibt auch andere Plattformen, wo man sich differenziert Kollektionen
anschauen kann. Beispielweise auf vogue.de gibt es ja die gesamten
Kollektionen der Berlin Fashion Week, und deshalb ist es auch in Ordnung.
INTERVIEW:Wobei man Berlin als Fashion-Metropole doch dazu zählen könnte. Wie würdest du die Fashion Week Berlin einordnen?
SONTAG: Was Berlin zu einer Modestadt macht, oder warum Berlin gerade
so spannend ist, ist weil sie voll ist mit Kreativen, also jetzt nicht nur
Mode sondern auch Künstler, Bildhauer, Produktdesigner, Architekten
etc. und die meisten sind sehr jung. Je mehr Leute hier her kommen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Leute dabei sind, die wirklich etwas darauf haben und die werden auch international an Gewicht bekommen. Für
Mode ist dieser Geist wichtig und ich glaube, dass sich diese positive Entwicklung weiterhin fortsetzen wird.

-Interview ODESSA LEGEMAH
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